Krieg oder Frieden (Teil 2)

Krieg oder Frieden (Teil 2)

Wir schreiben mittlerweile den 20.07.2003. Was hat sich seit dem 23.09.2002 verändert? Diese Frage sollten wir alle uns alle des öfteren stellen.
Ja, weltweit wurden die Sicherheitsstandards enorm erhöht, finanzielle Mittel zur „Bekämpfung des weltweiten Terrorismus“ lassen Gelder erscheinen, die schon längst ausgegeben schienen. Plötzlich stehen unseren Militärs Milliarden von US-Dollars zur Verfügung, um ein Problem zu lösen, welches doch schon längst gelöst werden sollte. Nun kommt vielleicht auch unser amerikanischer Kriegstreiber Herr Bush zur bitteren Erkenntnis, dass Terrorismus weitaus tiefere Wurzeln hat, als eine Gruppe von Wahnsinnigen, die in Amerika und der gesamten restlichen westlichen Welt einen Feind sieht, weil sie einer anderen Religion als dem Christentum angehören und andere Lebensauffassungen haben. Nein, dieses Problem löst man nicht durch die Bombardierung ganzer Länder, Völker, Krankenhäuser und Fabriken.

Diese Art zur „Schaffung von Frieden“ war nicht nur vor den Angriffen inakzeptabel, sondern ist es auch, und vor allem, nach den Bombardements.
Was hat haben die werten Herren an den „roten Knöpfen“ bisher erreicht? Um hier Antworten zu geben muss man unterteilen: Was wollten sie erreichen und was sagten sie den Menschen erreichen zu wollen.
Was stets abgestritten wurde, bestätigte sich schon in den ersten Kriegstagen, die Ölfelder des Irak haben weitaus höhere Prioritäten als das Wohl des irakischen Volkes. In den ersten Kriegstagen galt es als elementar, Ölfelder zu sichern, damit Iraker diese nicht, wie im Ersten Golfkrieg, entflammen konnten. Mit dem entzünden der Ölquellen hätten die Amerikaner ein Problem gehabt. Hierbei geht es nicht, wie dem Volk erzählt, um Sichtverhältnisse oder gar um die Natur (was aus dem Munde der Bush-Regierung nun auch wirklich lächerlich gewesen wäre), sondern einzig und allein um Geld. Es ist nicht erst seit kurzem ein mächtiges Manko der Vereinigten Staaten (und derer Verbündeten, wozu auch Deutschland zu zählen ist), dass sie nicht den Öl-Weltmarkt kontrollieren – zumindest nicht aktiv. Als diese Quellen schließlich „gesichert“ wurden, zeigten die Alliierten was ihr Ziel sei, „Angst und Schrecken“ sollten das irakische Volk treffen. Tausende Kilogramm von schweren Bomben wurde über Bagdad abgeworfen, selbst Streubomben (welche wie der gesamte Krieg völkerrechtswidrig sind) wurden abgelegt. Doch das Fernsehen zeigt uns kaum Bilder von Verletzten. Es sollte nicht mehr zeigen. Sämtliche Nachrichten aus dem Irak wurden durch Amerika kontrolliert und schön zensiert. So wurde der Krieg in Amerika zu einem TV-Event. Zur besten Sendezeit wurden Bildern mit überschwänglichen Kommentaren aus dem Irak gesendet. Bilder, in denen der amerikanische Soldat Brot an irakische Kinder verteilt und schöne bunte Explosionen im Palast von Saddam Hussein zu sehen sind. Was die Delegation des Internationalen Roten Kreuzes berichtet trägt allerdings eine ganz andere Handschrift. Hunger, Durst und unmenschliche Bedingungen seien an der Tagesordnung und Gefangene werden alles, aber nicht menschlich behandelt.
Es läuft ab wie in jedem „modernen Krieg“. Opferzahlen sind weniger als grobe Schätzungen, Informationen sind dürftig und bis ins feinste manipuliert. Da unterscheidet sich das irakische Fernsehen nicht vom amerikanischen Fernsehen. Das Mittel der Propaganda ist ja nun doch recht bekannt. Womit die Deutschen wieder im Spiel sind.
Hatten Herr Schröder noch den Mut „Nein!“ zum Krieg zu sagen, so hatte er nicht mehr den Mut „Nein“ zu Überflugrechten, „Nein!“ zur Nutzung von Militärbasen und „Nein!“ zum Waffenverkauf zu sagen. So verärgerten wir die Amerikaner und Briten nicht vollends und trugen einen erheblichen Teil zum Krieg dabei. „Nein“ zum Krieg zu sagen bedeutet nicht allein, „nein“ zu deutschen Soldaten zu sagen, sondern „nein“ zu sämtlichen Militäraktionen und Mitteln zu sagen. Doch dazu hat wohl weltweit keine Führungskraft den Mut.
Das Resultat des Krieges kann nun kein noch so großer Bush-Anhänger leugnen, der Irak kommt einer Hölle gleich. Es herrschen Hunger und Notstand. Doch für die Wiederaufbauarbeiten sind die Kriegstreiber sich zu schade, außerdem wird es ja hier erst kompliziert. Es sind zwei verschiedene Paar Schuhe, ein Land niederzumetzeln und ein Land neu aufzubauen und begangene Fehler zu vermeiden. Angriffe auf westliche Soldaten und irakische Demonstranten sind an der Tagesordnung aber für das Fernsehen nicht wirklich sendenswert. Man hat es versäumt den Verstand der Völker zu schulen, wichtiger war es , das Volk an der Waffe auszubilden. Die Welt ist überfragt: Was nun mit dem Irak? Wer die Ölquellen kontrolliert ist klar, doch wer eine neue Regierung aufbaut, wer die Menschen aufklärt, wer die zerbombten Schulen wieder aufbaut und wer verschiedene Völkergruppen unter einen Hut bringt steht in den Sternen. Machen wir es uns einmal leicht, denn ich bin der Meinung Geschichte wiederholt sich (ein gewisser Herr Stoiber war da anderer Ansicht). Schauen wir nach Israel. Ähnliches, zwar nicht wirklich vergleichbares Beispiel, aber teilweise sicher hilfreich. Auch hier hat man versucht, Kriege zwischen Völkergruppen zu vermeiden, man schaffte einen neuen Staat. Doch war es auch hier wohl nicht möglich, weiter zu denken. Denn wo Grenzen sind, da sind auch Unstimmigkeiten. Wem gehört welches Land? Die Geschichte zeigte uns auch hier, dass dies ein nur sehr schwer lösbares Problem ist (Elsass, Polen, Tschechei und Slowakei- um nur ein paar europäische Beispiele zu nennen).
Und nun steht man da. Plötzlich können sich selbst Bush und Blair sowie deren treuen Gefolgsleute nichts mehr vormachen. Probleme löst man nicht durch Kriege. Man verändert die Gedanken der Menschen nicht durch Kriege. Es wäre Zeit, mal wieder menschliche Politik (geht so was?) zu betreiben, anstatt das Zielfernrohr zu putzen.
Es ist fatal, anzunehmen, das ein Volk dankbar sei, wenn es vom vermeintlichen Feind (so wurde es ja eingetrichtert) bombardiert, attackiert, unterdrückt und zerschossen wird.
Und Saddam? Der ist noch immer nicht gefunden. Er ist weg. Dann und wann kommen zwar Meldungen, dass er evtl. wieder einmal gefasst worden sei oder sogar tot sei (Heute soll ein Konvoi angegriffen und möglicherweise Saddam Hussein getötet worden sein). Der Mann scheint plötzlich unattraktiv. Er hat seinen Job ja erfüllt, er war der wunderbare Vorwand für Unmenschlichkeit und somit zur Rechtfertigung eines Krieges. Zwar wäre es schön, wenn man seinen Kopf in die Kameras zeigen zu könne, doch wenn nicht, ach, dann ist er bestimmt schon tot. Im Grunde ist es ja auch egal. Das Öl gehört Amerika.
Was für mich persönlich ebenso schlimm wie der Krieg an und für sich ist, ist die Toleranz sämtlicher schrecklicher Vorgänge auf dieser Welt. Ja, die Proteste gegen den Krieg, die waren ein Anfang. Doch mehr nicht. Bereits nach 3 Wochen Krieg, waren kaum noch Demos zu sehen. Die Menschen haben ihr Gewissen befriedigt, mehr könne man ja nicht tun oder ändern. Man sei ja nur ein kleiner (manipulierbarer) Wicht in der großen weiten Welt von Bösewichtern. Spremberg hat sich hierbei ein wunderbares Armutszeugnis ausgestellt. Die Demonstrationen wurden belächelt. Ein Haufen kleiner Persönchen die doch tatsächlich noch daran glauben, ein Zeichen setzen zu können. Die Mehrheit hat es ja nicht nötig, sich für den Irak die Füße wundzulaufen. Der Krieg ist weit weg und somit egal. Und die üblichen Ausreden waren auch hier anzutreffen. „Demonstriert in Berlin“ „Ihr ändert eh nichts“ oder „Ich habe ja keine Zeit“. Nun frage ich mich, ist nicht dies ein Volk, welches herrlich zu regieren ist? Hey, die demonstrieren nicht und sind schön ruhig. Danke! Aber Moment, bei Steuererklärungen und Urlaubskürzungen werden Aufkleber verteilt. Da ist man sich einig: Sowas darf nicht sein!
Für mich eine „Perversion des Alltags“. Das Hochspielen der eigenen Probleme und die Ignoranz der eigentlichen Abgründe des Alltags. Wir werden aktiv, wenn es uns unmittelbar betrifft, nicht aber wenn es um andere geht. Ganz Deutschland ist verarmt, jeder hat kein Geld und dennoch pumpt Deutschland Milliarden ins Militär (Achtung: Nicht verwechseln mit der Abstockung der Bundeswehr, das Kriegsgerät ist wichtiger und teurer als die Leute die es bedienen). Die meisten Deutschen haben eine warme Wohnung, täglich Brot viele sogar einen eigenen PKW, doch müssen wir am Luxus sparen, ja dann „reicht’s“. Ich sage nicht, dass jeder hier ein blendendes Leben führt, die Arbeitslosigkeit hat ein Niveau erreicht was längst Angst einflößend ist, die Richtung der Politik (enorme Einsparung an Sozialleistungen) ist erschreckend und alles andere als beruhigend.
Doch leben wir! Wir leben hier, haben Freunde und können lachen. Millionen von Menschen auf dieser Welt haben dies nicht und komischerweise sind diese jene, welche am wenigstens jammern!
Und selbst wenn wir uns mal langweilen, dann sendet das Fernsehen ja Shows, die uns unsere eigene Blödheit zeigen über die wir leider auch noch lachen.
Wir leben in einer Welt, in der jeder für sich lebt. Andere sind wichtig, wenn wir Hilfe brauchen, aber nicht wenn es umgekehrt ist. Dann wird es schnell nervend. Und das lässt sich vom kleinen Freundeskreis mit seinen kleinen Streitereien bis zu weltweiten Kriegen, welche irgendwann einfach nur noch nerven aber sicher nicht mehr erschrecken weiterspinnen.
Das ist kein Vorwurf an einzelne Personen, dass ist nur mein persönliches Fazit aus Betrachtungen der letzten beiden Jahre.
Es ist erschreckend, festzustellen, dass es solche Probleme gibt, es ist schlimm wenn man erkennt, dass man ebenso Teil dieses Gesellschaft ist und es ist grausam nicht wirklich zu wissen, was zu tun ist, ganz einfach weil man zu tief mit einbezogen ist.
Aber bei einem bin ich mir sicher:
OUR SILENCE WILL NOT PROTECT US!
In diesem Sinne!

„Wer kein schlechtes Gewissen hat, hat überhaupt keins.“
Thomas Niederreuter, dt. Schriftsteller (geb. 1909)

„Gefahren warten nur auf jene, die nicht auf das Leben reagieren.“
Michail Gorbatschow, sowj. Politiker (geb. 1931)

„Reich ist man nicht durch das, was man besitzt, sondern noch mehr durch das, was man mit Würde zu entbehren weiß.“
Epikur, griech. Philosoph (341 – 271 v. Chr.)

„Man sollte viel öfter nachdenken; und zwar vorher.“
Werner Mitsch, dt. Aphorisiker (geb. 1936)

„Friede ist nicht die Abwesenheit von Krieg; Friede ist eine Tugend, eine Geisteserhaltung, eine Neigung zur Güte, Vertrauen und Gerechtigkeit.“
Baruch de Spinoza, holl. Philosoph (1632 – 1677)

„Die Krankheit unserer heutigen Städte und Siedlungen ist das traurige Resultat unseres Versagens, menschliche Grundbedürfnisse über wirtschaftliche und industrielle Forderungen zu stellen.“
Walter Gropius, dt. Architekt (1883 – 1969)

„Der Krieg macht die Leute überall dumm, gelehrte wie ungelehrte. Ist er zu Ende, dann werden sie schnell wieder gescheit.“
Golo Mann, dt. Historiker (1909 – 1994)

„Der Wert eines Menschen hängt von der Zahl der Dinge ab, für die er sich schämt.“
George Bernard Shaw, anglo-irischer Schriftsteller und Nobelpreisträger (1856 – 1950)

„Durch Schweigen sündigen, wo protestiert werden müsste, macht aus Männern Feiglinge“
Abraham Lincoln, 16. Präsident der USA (1809 – 1865)

„Grundsätzliche Zustimmung ist die höflichste Form der Ablehnung.“
Robert Lemke, dt. Journalist (1913 – 1989)

„Für jedes Problem gibt es immer eine einfache Lösung: klar, einleuchtend und falsch.“
Henry Louis Mencken, amerik. Journalist und Schriftsteller (1880 – 1956)

„Man erstickt den Verstand der Kinder unter einem Ballast unnützer Kenntnisse“
Voltaire, frz. Schriftsteller (1694 – 1778)

„Der Intellekt hat ein scharfes Auge für Methoden und Werkzeuge, aber er ist blind gegen Ziele und Werte.“
Albert Einstein, dt. Physiker und Nobelpreisträger (1879 – 1955)

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